Das Wanderheim in Zavelstein – ein Kleinod im Nordschwarzwald

Ursprünglich ein Übernachtungshüttle in Agenbach sollte es werden. Ganz einfach und bescheiden. Kies und Bauholz waren bereits angeliefert. Mit dem Bau beabsichtigte man zu beginnen. Aber es kam anders. Drei Jahre später hatte der Schwarzwaldverein, Ortsgruppe Calw, in Zavelstein ein ausgewachsenes Wanderheim stehen, so Wilhelm Hahn in der Festschrift 1984 zum 100jährigen Bestehen des Vereins. Für Zavelstein hatten sich die Verantwortlichen kurzfristig entschieden, weil die Strom- und Wasseranschlüsse problemloser waren und außerdem der Fremdenverkehr in Zavelstein und die größere Nähe zu Calw eine bessere Rentabilität versprachen. Eine im Nachhinein betrachtet, sicher gute Entscheidung.

Dem Ehrenvorsitzenden des Vereins, Gerhard Brucker, war es vorbehalten, beim Jubiläumsfestakt am 31. Mai dieses Jahres, den Bau und die Geschichte des heute 50jährigen Wanderheimes nochmals in Erinnerung zu rufen.

wanderheim4Gekauft wurde der Bauplatz im Sommer 1951. Der erste Spatenstich erfolgte durch den früheren Vorstand Paul Olpp im März 1952; schon zwei Monate später am 21. Mai 1952 konnte unter großer Beteiligung der Bevölkerung das Richtfest gefeiert werden. Allein 1200 Wanderer aus drei Gauen waren extra hierzu nach Zavelstein gekommen, um den Mut der Calwer in jener Zeit zum Bau des Heimes zu unterstützen. Dabei sollte auch der unermüdliche tatkräftige Einsatz der Mitglieder und Freunde des Vereins gewürdigt werden. Über 90 Kubikmeter Erde mussten für die Aushub- und Fundamentierungsarbeiten bewegt werden, ohne Bagger oder Raupe, nur mit der Hand am Arm. Es galt damals noch die 48 Stunden Arbeitswoche. Deshalb war ein Arbeiten nur am Samstagmittag und Sonntagmorgen möglich. Dabei mussten die Helfer noch den Weg von Calw nach Zavelstein und zurück zu Fuß bewältigen. Durch diese enormen Eigenleistungen und zahlreiche Spenden von Wirtschaft, Industrie und Handwerk, befreundeter Wandervereine und Privatpersonen war es überhaupt erst möglich geworden, mit der Baumaßnahme zu beginnen. Fünf Vereinsmitglieder hatten sogar mit Haus und Hof gebürgt, damit während der Baumaßnahme immer wieder auftretende Finanzierungslücken geschlossen werden konnten.

wanderheim2Der Innenausbau ging dann zügig voran, Pächter Faißt begrüßte schon am Karfreitag 1953 die ersten Gäste. Am 30. Mai 1953 wurde das Haus mit einem großen Festakt seiner Bestimmung übergeben. Aus dem ganzen Land waren Politiker und andere Persönlichkeiten, darunter auch der Vorsitzende der deutschen Gebirgs- und Wandervereine und als Vertreter des Hauptvereins, Prof. Imm aus Freiburg, nach Zavelstein gekommen.

In den folgenden Jahren mussten stets Renovierungen am Haus vorgenommen werden. Eine neue Kücheneinrichtung war nötig, der Waldparkplatz wurde gebaut. Mehr und mehr Gäste fanden den Weg ins Wanderheim, so dass sich der Verein gezwungen sah, das Haus in den Jahren 1996/97 umzubauen und zur heutigen Größe zu erweitern.

wanderheim3Der Vorsitzende der Calwer Ortsgruppe, Dieter Maschke, hob in seiner Ansprache besonders die vielen ehrenamtlichen Arbeitseinsätze der Mitglieder und Freunde des Vereins hervor, ohne die das Wanderheim nicht zu dem geworden wäre was es heute ist, ein wahres Kleinod auf Schwarzwalds Höhen. Karl Weiss, als Stellvertreter des Oberbürgermeisters, überbrachte die Glückwünsche der Stadt Calw. Er dankte dem Schwarzwaldverein Calw für die vielen wichtigen Aufgaben, die dieser für die Stadt übernehme. Noch gut könne er sich erinnern, wie er seinem Vater beim Setzen des Kachelofens im Wanderheim vor 50 Jahren als Handlanger helfen musste. Da sie in dieser Zeit noch kein Auto hatten, wurde das Material mit der Zündapp und dem Anhänger nach Zavelstein gekarrt.

wanderheim1„Das Wanderheim gehört zu Zavelstein wie die Burg und die Kirche“, so Teinachs Bürgermeister Werner Krauss. Auch er wusste zur Erheiterung der Festversammlung von einigen Geburtswehen beim Bau zu berichten. Heute dürfte in diesem Naturschutzgebiet kein Gebäude mehr errichtet werden, nur dem Verhandlungsgeschick des Ehrenmitglieds Albert Buck sei es zuzuschreiben, dass im Jahre 1996 noch eine Erweiterung möglich war. Albrecht Bacher aus Holzbronn, der neue Bezirksvorsitzende des Schwarzwaldvereins und Calws LiCo-Chef Emil Dittus überbrachten ebenfalls Glückwünsche. Die Feierlichkeiten wurden vom Liederkranz Calw und dem Musikverein aus Neuhengstett musikalisch umrahmt.