Im Frühtau zu Berge

27.05.2016  Von Hartmut Würfele.

Nach der Frühwanderung des Calwer Schwarzwaldvereins über die Schwarzwaldhöhen der Hermann-Hesse-Stadt wartete beim Baumhaus auf dem Wimberg ein lukullisches Frühstück auf die hungrigen Sportler.

Kein Wolkenschatten war auf dem Pflaster des Marktplatzes zu sehen, als sich dort am Sonntagmorgen eine kleine, illustre Truppe des Schwarzwaldvereins Calw zu einer Frühwanderung traf.
Die goldenen Zeiger der Stadtkirchenuhr waren gerade auf die siebente Stunde vorgerückt, als die historische Stätte verlassen wurde, um in diesen schönen Morgen hineinzuwandern. Nonnengasse, Lederstraße und Inselgasse lagen noch ruhig und still da, nur einige „Spätheimkehrer“ lehnten an einer Hausecke oder an das Brückengelände der ruhig und beschaulich dahingleitenden Nagold.
Warum die Wanderführer Bernd Nonnenmann und Werner Rentschler für diese Tour das Motto „Im Frühtau zu Berge“ gewählt hatten, zeigte sich auf dem Ostweg schnell. Das Gras auf der Strecke war durch den Morgentau noch feucht und der Pfad hinunter zum Schinderbach glitschig und schmierig. Etwas weiter unten in der Schinderklinge zwischen Hirsau und Calw stand ursprünglich die Calwer Richtstätte, wie der Heimatforscher Wilhelm Mönch berichtet. Über Sandsteinstufen und serpentinenartig führte der weitere Weg steil hoch zum Alzenbrunnen, dessen Quelle als „Alzenbrünnlin“ im Jahre 1461 im Calwer Lagerbuch erstmals erwähnt wird. Er diente früher den Alzenbergern in trockenen Jahren als Trinkwasser für Mensch und Vieh, das sie in Fässern und Bottichen sowie Krügen dort holten. Das zarte Gluckern des wenigen Wassers, das sich an diesem Maienmorgen zu Tale schmiegte, durchbrach die sonst hier herrschende Ruhe.
Als die ersten Sonnenstrahlen dieses enge und tief eingeschnittene Tal und die umgebenden Hänge jetzt an diesem Vormittag durchfluteten, bot sich den Wanderern mit dem Erwachen der Natur ein faszinierendes Schauspiel. So manche Blume wiegte sich auf ihrem Stängel und schob ihre Blüte, wie auch die Sträucher, dem einfallenden Lichte entgegen. Kurz vor Spindlershof, nach einem ermüdend langen Anstieg, verließ die Gruppe den schwarz-blauen Tannenwald. Fast geblendet von der Helligkeit der nun kräftigen Sonne und der Pracht der blühenden Obstbäume und Wiesen lag der Weiler vor ihnen, dessen Bewohner einst ihre Steuern nach Eberspiel zu zahlen hatten und dessen Schultheißen unterstanden, wie es in dem Konzept des von Georg Leonhard Andreä verfassten Landbuch über das ganze Herzogthum Württemberg von 1736/44 steht.
Eine herrliche Aussicht auf die Schwäbische Alb und das Heckengäu belohnten zudem für die kräftezehrenden Anstiege. Die Glocken der Martinskirche von Altburg luden gerade zum sonntäglichen Gottesdienst ein, als die Wanderer dem Ort in Richtung Weltenschwann und Speßhardt enteilten. Nach etwas mehr als drei Stunden Gehzeit erreichten die Naturliebhaber ihr Ziel, eine Wanderhütte nahe des Baumhauses der Pfadfinder im Wimberger Wald, wo Ute Rentschler, Anne Nonnenmann und Karin Kuder schon ein Frühstück vorbereitet hatten. Hastig machte sich die jetzt hungrige Schar über das verlockend und schön angerichtete Essen her, das keine Wünsche offenließ und jeden satt werden ließ.