Wanderwoche des Calwer Schwarzwaldvereins in der Cinque Terre

Lange geplant, lange gebangt, letztendlich doch noch geworden, das Traumziel vieler Wanderer, die Cinque Terre in Ligurien. Auf Grund der sehr niedrigen Infektionszahlen in dieser Region, hatten sich die Verantwortlichen des Schwarzwaldvereins und der Veranstalter Rombach Reisen entschieden, das Unternehmen durchzuführen. Zwanzig Mitglieder und Gäste saßen erwartungsvoll im Bus, der die Gruppe nach Levanto, dem Tor zur Cinque Terre brachte. Wie der Name schon verrät, besteht dieser malerische Küstenabschnitt aus fünf, zum Teil sehr pittoresken, in den Hügeln der Ligurischen Küste befindlichen Dörfern. Um diese einmalige Landschaft mit den steilen, in Jahrhunderten angelegten terrassenförmigen Weinhängen zu erhalten und zu schützen, wurden diese Dörfer 1998 in das UNESCO Welterbe aufgenommen. Das Eintauchen in das herrliche Mittelmeer Klima war eine der leichteren Übungen, jedoch schon die erste Tour mit 500 Meter Aufstieg zum uralten Kloster Saviore und guter Wärme ließ die Übung dann doch etwas anstrengender werden, zumal die alten Säumerpfade die teilweise alpinen Charakter hatten, sehr viel Konzentration erforderten. Ein sich nahendes Gewitter zwang die Wanderführer Sophia und Marc zu einem kürzeren, jedoch sehr steilen und schwierigen Abstieg nach Monterosso, der so manchem Wanderknie die Belastungsgrenze aufzeigte. Zu einem leckeren Eis und einen Sprung ins 23 Grad warme Meer reichte es aber immer noch. Die zweite Wanderung begann in Rio Maggiore, welches mit dem Zug erreicht wurde. Zunächst wurde der Ort mit seinen bunten Häusern, engen Gassen und dem italienischen Flair bewundert, bevor wiederum der Schweiß beim Aufstieg zur Wallfahrtskirche Madonna di Monte Nero mächtig floss. Auf dem extrem steilen Aufstieg säumten uralte Terrassenfelder, kleine Winzerhäuschen, Pinien- und Steineichenwälder den Weg. Oben angekommen entschädigte ein atemberaubender Blick bis nach La Spezia und den Steinbrüchen von Carrara die Gruppe für die Mühe. Der Abstieg nach Ponte Venere über wiederum teils alpine, ausgesetzte Steige und sehr glatte Stufen forderten alle Konzentration, trotzdem gab es schon die ersten Blessuren. Ein lebhaftes Treiben im Ort und am Hafen, die lange Fassadenreihe in unterschiedlichsten Farben, die engen und bunten Gassen nahm die Gruppe sogleich gefangen. Der entspannte Ausklang des Tages war die im Hafen der Venus beginnende Fahrt mit dem Schiff der Küste entlang zurück nach Levanto.

Die nächste Wanderung startete wiederum in Levanto, diesmal mit Kultur. Die im ligurischen Stil und dem heimischen Stein Serpentinit erbaute Kirche San Andrea war zuerst das Ziel, bevor es wieder einmal mehr steil nach oben ging, aber mit viel Aussicht, schönen Winzerhäuschen und immer wieder traumhaften Blicken weit ins Meer hinunter. Ein urwaldähnlicher Steineichenwald war noch zu durchqueren und die Calwer Wanderer standen plötzlich auf dem höchsten Punkt, dem Punte Mesco. Abermals folgte ein abenteuerlicher Abstieg mit fürchterlich hohen Stufen nach Monterosso. Auch wenn der Weg nach Vernazza Via del Amore hieß, dürften den wenigsten danach zu Mute gewesen sein. Noch einmal hieß es die Stiefel schnüren, wobei zunächst der Bus die Wanderfreunde zur mondänen Halbinsel Portofino brachte. Über einen uralten Pflasterweg der durch einen mediterranen Urwald (Naturpark) im Wechsel mit Olivenhainen und vorbei an kleinen Gehöften führte, kamen die Wanderer zu einer kleinen Fischerkapelle in der die Fischer für einen guten Fang und eine gute Heimkehr beten. Beim Abstieg nach Santa Margarita säumten viele grandiose Herrenhäuser den Weg. Dieser besondere Ort diente für einige italienische Filme in den 60er und 80er Jahren als Kulisse und im Nachbarort Rapallo wurde 1922 der Friedensvertrag zwischen Russland und Deutschland geschlossen. Die für alle Teilnehmer einmalige Wanderwoche klang mit einer leichten Wanderung durch Weinberge, Ölmühlen und typisch ligurische Häuschen aus. Nicht fehlen durften natürlich die Köstlichkeiten der ligurischen Küche, zu denen die Reiseleiter Marc und Sophia herzlich gerne einluden. Recht schwer fiel der Abschied vom Meer, der leckeren Küche, dem ausgezeichneten Wein einer begeisternden Landschaft und von Marc und Sophia. Arrividerci Cinque Terre.

 

Jürgen Rust