Auf den Spuren von Hermann Hesse nach Bad Teinach

Im Rahmen der von der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald organisierten Veranstaltung „wanderbares Nagoldtal“ leistete der Calwer Schwarzwaldverein einen besonderen Beitrag. Dank Internet, kamen sogar Gäste aus Stuttgart und Heidelberg zu diesem Ereignis nach Calw. Wo besser als vor dem Geburtshaus von Hesse war der Startpunkt für die Wanderung. Jürgen Rust begrüßte die Teilnehmer mit der Beschreibung wie Hesse Heimat empfunden hatte. Mit dem Besuch bei ihm selbst, war mit der Nikolausbrücke einer seiner Lieblingsplätze angesteuert. Fasziniert war Hesse von den Flößern, waren es doch wilde, freiheitsliebende Burschen. Weit öfter als seine Eltern es ahnten, ist er als kleiner Bub auf dem Floß als blinder Passagier mitgefahren, was streng verboten und auch sehr gefährlich war. Über die Metzgergasse, vorbei am „Sommenhardter Bahnhof“ steuerte die Gruppe die imposante Bundsandstein Felsenformation des Gimpelsteins an, der frisch freigeschnitten, eine herrliche Sicht nach Calw aber auch auf die Schäden des letzten Wirbelsturmes bot. Bei dieser kleinen Verschnaufpause bot sich an, die Jugend von Hermann Hesse, seine Streiche und der Zweifel an der Frömmigkeit in der Zeit um 1886-1895 wieder aufleben zu lassen. Der anschließend beginnende Felsenweg Weg zum Schafott hinauf wurde etwas spannend, hatte doch auch hier der Sturm einige Bäume umgelegt. In Briefen von Hesse war zu lesen, dass auf Wanderungen der Familie nach Zavelstein der Wölflesbrunnen für ihn schon eine besondere Faszination hatte. Nachdem sich auch die Wanderer von dem Zauber dieses Platzes etwas inspirieren ließen, ging es weiter in das herrliche, wildromantische Rötelbachtachtal, welches kurz vor Kentheim mit einem fast alpinen Aufstieg zum Stubenfelsen hinauf verlassen wurde. Alle Teilnehmer passten dort durch die berühmte Felsspalte und der Schweiß auf der Stirne war ganz sicher kein Angstschweiß. Damit der Puls wieder auf normal Wert sich senken konnte, trug Rust das bekannte Gedicht über Schwarzwald vor, passten doch Landschaft, Gesteinsformationen und der Wald sehr gut dazu. Ein noch interessanter Aufstieg über den Felsenweg, der einige koordinative Anstrengungen erforderte und die Gruppe stand auf der Höhe von Lützenhardt, konnte den frischen Wind sich um die Nase wehen lassen und die wunderbare Aussicht genießen. Nach wenigen Metern auf einem wunderbaren Gras Weg war die Überraschung perfekt. Unter einem alten, Schatten spendenden Birnenbaum umgeben von frisch gemachtem Heu und äußerst liebevoll dekoriert, versetzten Katharina Nothacker und Christa Schüle die Spuren suchenden Wanderer in vergangene Zeiten, als am Sonntag der Kaffee noch aus Mugga fugg bestand und ein frisch gebackener Hefezopf die Krönung war. Dazu servierten die Damen selbst gemachte Bärlauch Butter auf frisch gebackenem Bauernbrot und Speckschnecken, alles Genüsse der besonderen Art, die von der „schönen alten Zeit“ träumen ließen. Durch die in der Nähe üppig blühenden Linden bot es sich an, die Betrachtungen Hesses über diesen Baum, seine Blüten und deren Duft, welchen er nur zu gerne in einem Säckchen für die „kalte und böse Zeit“ konservieren hätte wollen, sich noch zu Gemüte zu führen. Sehr schweren Herzens und nur widerwillig war die Gruppe aus diesem Paradies zum Aufbruch zu bewegen, denn es lagen bis Bad Teinach, welches in einer schwäbischen Parodie von Hesse aus dem Jahre 1928 als Knörzelfingen beschrieben wurde, doch noch ein paar Meter vor den Wanderern. Spätestens mit dem Spiel der deutschen Nationalmannschaft wurden alle wieder in die Realität zurück gebeamt.